Hutba: Trauer und Vertrauen

FREITAGSPREDIGT

Verehrte Muslime!

Der Islam ist eine Religion, die alle Lebensbereiche umfasst. Er ist eine Art zu leben, ein fester Rahmen, in dem sich unsere Gefühle, Gedanken und Handlungen sinnvoll und gemäß einer göttlichen Ordnung entfalten können. Wie das genau aussehen kann, erfahren wir im Koran und aus der Sunna unseres Propheten Muhammad (s). Eine der vielen Dinge, die wir aus diesem Schatz der Erkenntnisse gewinnen können, ist unsere Haltung gegenüber allen Arten von Problemen und Trauer.

Liebe Geschwister!

In einem Koranvers heißt es: „Geheime Absprache ist vom Teufel, zum Leidwesen der Gläubigen. Doch kann er ihnen ohne Allahs Zustimmung nichts zuleide tun. Auf Allah sollen die Gläubigen vertrauen!“[1] Wenn wir vor einem Problem stehen oder Sorgen haben, dürfen wir nicht ängstlich sein, sondern sollten auf Allah vertrauen. Er ist allwissend und weiß genau, wie es uns dabei geht. Wer ihm vertraut, wird nicht von ihm nicht verlassen. Dieses Vertrauen ist für den Gläubigen ein Schutzschild gegen die Einflüsterungen des Teufels. „Seid nicht traurig!“ – damit meint Allah nicht, dass es falsch ist, Trauer zu verspüren. Vielmehr legt er den Gläubigen nahe, sich vor allen Handlungen zu schützen, die zu diesem Gefühl führen können.

Verehrte Muslime!
Das beste Beispiel im Umgang mit Trauer ist unser Prophet. Auch er weinte und war sehr traurig, z. B. als sein Sohn Ibrâhîm im Kindesalter verstarb. Als die Gefährten ihn dann fragten: „O Gesandter Allahs, auch du weinst?“, sagte er: „Ich weine aus Barmherzigkeit. Die Augen weinen und das Herz trauert, doch wir sagen nur, was unserem Erhalter wohlgefällt! Wir sind über die Trennung von dir, o Ibrâhîm, gewiss sehr betrübt.“[2] In Zeiten der Trauer sollen wir deshalb unser Vertrauen in Allah setzen und uns darauf verlassen, dass er nur das Gute für uns wünscht. Unser Prophet sagte: „Wenn euch Kummer oder Trauer überkommt, so sprecht ‘Allâhu Allâhu Rabbi la scharîka lah‘ (Allah, Allah ist mein Erhalter, ich geselle ihm nichts bei)‘.“[3]

Liebe Geschwister!

Auch in schweren Zeiten müssen wir uns bewusst werden, dass unsere Sorgen und Probleme in der Allmacht Allahs liegen. Das ist der erste Schritt zur Geduld. Der zweite Schritt ist, unsere alltäglichen Pflichten mit Entschlossenheit fortzuführen. Im Umgang mit Trauer und Wut dürfen wir uns nicht am Diesseits festklammern und darüber unser Jenseits vergessen. Allah wird diejenigen, die sich um Standhaftigkeit bemühen, auf jeden Fall unterstützen. Wer weiß, was Allah und der Gesandte Allahs empfehlen, der wird versuchen, dies umzusetzen. Ihm wird Ruhe zuteilwerden, die sich dann in seiner Umgebung ausbreitet. Denn der größte Dschihad ist der, den wir mit unserem Nafs führen.

Möge Allah uns dabei helfen. Möge er uns zu Glückseligkeit führen. Âmîn!

[1] Sure Mudschadala, 58:10
[2] Buhârî, Dschanâiz, 44
[3] Ibn Hibbân, Hadith Nr. 864